Wie weiblich ist die Kultur- und Medienbranche?

Auf den ersten Blick scheint die Kultur- und Medienbranche ein Ort zu sein, an dem viele Frauen arbeiten, wirken und sichtbar sind. Ob in Redaktionen, im Theater, in Museen oder Archiven. Überall treffen wir auf kompetente, kreative und engagierte Frauen. Doch wie weiblich ist die Branche wirklich? Wer trifft Entscheidungen, wer übernimmt Führungspositionen und welche Strukturen wirken im Alltag? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass es anders ist, als es scheint.

Inhalt

Frauen arbeiten im Hintergrund
Männer stehen auf der Bühne
Wir Frauen brauchen mehr Sichtbarkeit
Alte Strukturen, alte Probleme
Gleichstellung der Geschlechter
Meine Wünsche an Politik, Wirtschaft und uns

Frauen arbeiten im Hintergrund

In vielen kulturellen und medialen Unternehmen sind Frauen in der Mehrheit. Auch unter den kreativen Selbstständigen scheint es so zu sein. Das klingt doch gut, oder? Wenn wir uns die Branche aber genauer ansehen, sieht die ganze Sache schon anders aus.

Frauen arbeiten meistens in Teilzeit, haben befristete Verträge und sind freie Mitarbeiterinnen. So ging es mir auch. Und dann verdienen sie so wenig, dass sie allein davon nicht leben können oder sich noch eine weitere Stelle suchen müssen. Das liegt auch daran, dass Frauen oft in den sozialeren Bereichen der Branche arbeiten. Also in Museen sind sie für Bildung und Vermittlung zuständig und in Redaktionen für Social Media. Und diese Bereiche werden am schlechtesten bezahlt. Was auch sonst?

Doch es beginnt schon vor dem eigentlichen Berufseinstieg. In der Ausbildung und im Studium interessieren sich mehr Frauen für sprach- und geisteswissenschaftliche Bereiche. In meinem Germanistikstudium waren es, sagen wir mal, mehr als 90 Prozent weibliche Studierende. Und schon im Studium wird einem deutlich gemacht, dass man damit keine Karriere machen kann und keinen riesigen Lohn erwarten darf. Denn Kultur macht man nur aus “Leidenschaft”.

Männer stehen auf der Bühne

Anders sehen die Chancen bei Männern in der Kultur- und Medienbranche aus. Sie können Karriere machen und verdienen gutes Geld. Denn anders als Frauen nehmen sie überdurchschnittlich oft Führungspositionen ein. Intendanten im Theater, Direktoren im Museum oder Chefredakteure im Radio sind meistens männliche Kollegen. Es gibt zwar auch Ausnahmen, aber sie bestätigen die Regel.

Solche Unterschiede zwischen der Angestelltenebene und der Führungsebene gibt es auch in der Ausbildung und im Studium. So war es jedenfalls bei mir. Meine Dozenten waren in etwa 80 Prozent der Fälle männlich. Und wenn sich solche Rollenbilder durch das gesamte Berufsleben ziehen, ist es doch kein Wunder, dass es auch so bleibt.

Wir Frauen brauchen mehr Sichtbarkeit

Neben dem normalen Arbeitsalltag geht es aber auch um die Sichtbarkeit von Frauen in der Presse, auf der Bühne und in der Forschung. Wer schreibt Kritiken? Wer spricht vor Publikum? Wer erhält Preise, Stipendien und öffentliche Aufmerksamkeit? In vielen Bereichen werden männliche Stimmen mehr wahrgenommen als weibliche. Sie machen eher die stille Arbeit im Hintergrund.

Auf verschiedenen Tagungen und Veranstaltungen rund um Bildung und Vermittlung hab ich genau das gesehen. Im Publikum waren fast ausnahmslos Frauen und auf der Bühne standen Männer, die uns unsere Arbeit erklären sollten. Ich erinnere mich noch, dass eine Frau das einmal in einer offenen Fragerunde angesprochen hat. Eine wirkliche Antwort hat sie aber nicht erhalten.

Alte Strukturen, alte Probleme

Das zentrale Problem hinter allem sind die Strukturen in den kulturellen und medialen Unternehmen. Hierarchien, Löhne, Arbeitszeiten und Verträge sind nicht für Frauen gemacht. Vor allem nicht für Frauen mit kleinen Kindern und zu pflegenden Angehörigen. Und deshalb gibt es weiterhin Frauen, die sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Denn beides geht oft eben nicht, auch wenn es anders dargestellt wird.

Es müssen sich also die Strukturen ändern, um die Chancen für Frauen zu verbessern. Und dafür braucht es die Unterstützung von Männern in Führungspositionen. Denn sie können Entscheidungen treffen.

Gleichstellung der Geschlechter

Was brauchen wir also? Wir brauchen Geschlechtergleichheit. Das bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, gleiche Rechte und Chancen haben sollen. Dabei geht es sowohl um rechtliche als auch soziale und wirtschaftliche Bereiche. Das Ziel ist eine Gesellschaft, in der Geschlechter keinen Einfluss mehr auf die Chancen eines Menschen haben. 

Wir sind zwar langsam auf dem Weg dahin, aber wir sind noch lange nicht da. Es braucht Gesetze und Richtlinien, aber auch Sichtbarkeit und Austausch. Denn Gleichstellung wird nicht von allein passieren. Und die Kultur- und Medienbranche lebt von vielen Stimmen, nicht nur von wenigen.

Meine Wünsche an Politik, Wirtschaft und uns

Wenn ich mir ein paar Dinge von Politik und Wirtschaft wünschen könnte, würde ich wohl folgende Wünsche nennen:

  • Mehr Frauen in Führungspositionen, auch durch Quoten und andere Vorgaben

  • Faire Bezahlung und langfristige Perspektiven für freie Mitarbeiterinnen

  • Mut zu neuen Strukturen, auch in traditionellen Institutionen

  • Sichtbarkeit von weiblichen Stimmen im öffentlichen Leben

  • Mehr Anerkennung für Bildung, Vermittlung und andere sozialere Bereiche

Auch wir können dabei helfen, Frauen in der Kultur- und Medienbranche zu unterstützen. Wir können ihnen Sichtbarkeit auf unseren Kanälen geben. Wir können Netzwerke und Kooperationen nutzen. Wir können Produkte und Dienstleistungen von kreativen Frauen kaufen. Und wir können uns Mut zusprechen.

Und ich selbst möchte dazu beitragen, indem ich besonders Frauen mit meiner Arbeit unterstütze und ihnen zu einem stabilen Business verhelfe. Wenn du mit mir daran arbeiten möchtest, melde dich gern.

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